Kabel und Gestrüpp
Was Digitalisierung in der Verwaltung mit Blumentöpfen zu tun hat
Kabel und Gestrüpp.
🌱 Abteilungsleiter: „Hier wird gearbeitet. Wir brauchen hier keine Blumentöpfe!“
Mit einem Lachen frage ich: „Sind sie ursprünglich Offizier?“
Abteilungsleiter, ebenfalls mit einem Lachen: „Ja, woher wissen sie das?“
Dieses Gespräch trug sich kürzlich bei der Arbeit an einem Konzept für ein öffentliches Verwaltungsgebäude genauso zu.
Zugegeben, New Work ist im Verteidigungsfall wahrscheinlich tatsächlich hinderlich. Klare Befehlsketten sind dann mehr gefragt als kreative Eigeninitiativen und Blumentöpfe maximal als Notwurfgeschosse.
Wenn wir auch in letzter Zeit erschreckend häufig zum militärischen Denken gezwungen und durch Ewiggestrige in ein längst überwunden geglaubtes Zeitalter zurückgeworfen werden, wirklich voranbringen werden uns militärische Strukturen bei der Bewältigung aktueller Großaufgaben nicht.
In einem Unternehmen, das in herausfordernden Zeiten überleben will, oder, wie in diesem konkreten Fall, einer modernen öffentlichen Verwaltung, brauchen wir bessere (Raum)-konzepte.
Glücklicherweise hatten wir trotz offensichtlich sehr unterschiedlicher Grundauffassungen ein freundlich, humorvolles Gespräch, geprägt von Offenheit und Akzeptanz.
Man ist sich bewusst, dass es dringend Digitalisierung braucht und packt dies aus innerem Antrieb auch an.
Das Einrichten neuer Serverräume und das Ziehen von Leitungen reicht aber nicht aus. Hinzu kommt das Neudenken der gesamten Prozesse, auch der baulichen.
Die Räume für Mitarbeiter, Kunden und Besucher müssen diesen Veränderungsprozess mitgehen. Die herkömmliche Büro-Gang-Konstellation mit zugerümpelten Besprechungsräumen unterstützt die Transformation jedenfalls nicht.
Selbstverständlich machen Blumentöpfe keinen kreativen Raum und schon gar keine verstaubten, halb vertrockneten Lehrerzimmerpflanzen und rieselnde Ficusse.
Es braucht kommunikative Räume, die Beziehungen stärken, Prozesse unterstützen, flexibel sind, Kreativität fördern, Effizienz und Gesundheit verbessern, Lust aufs Tun machen, damit man sich nicht ständig auf Rente, Wochenende, Urlaub, Feierabend oder Vier-Tage-Woche oder sonst was freuen muss. Kurz, wo man in die Lage versetzt wird, seine Tätigkeit gut und sinnvoll zu erledigen und Work-Life-Balance auf der Arbeit beginnen kann.
Unter den Rahmenbedingungen wird dies nur in kleinen Schritten funktionieren, aber man muss den Weg beginnen.
BTW: Als CGO, offizielle Gestrüppverantwortliche, brauche ich keine Blumentöpfe, was aber auch daran liegt, dass bei mir ohnehin nichts überlebt, außer, mit etwas Glück, der Übertopf.
Damit beraube ich mich allerdings der Möglichkeit, auf diese Notwurfgeschosse zurückzugreifen und langsam gehen mir auch die Tassen im Schrank aus. 😅
Ich sollte noch einmal darüber nachdenken.